Music Made in Germany - mit Miriam Audrey Hannah

Music Made in Germany - mit Miriam Audrey Hannah

Der Podcast zur Radioshow

Transkript

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[Miriam]

Wir sind mental ganz woanders, meine Lieben. Jetzt Stefanie Heinzmann, erzähl du uns, wo wir sind.

[Stefanie]

Wir sind gerade, wir sitzen auf dem Berg und es ist so, also es ist schon auch Frühling und es ist früh morgens gerade und man ist noch so ein bisschen verschlafen und die Vögel zwitschern und man hört auch so ein bisschen den Wind und wir laufen durch diese Wohnung und es knarrt halt. Wir sind gerade so auf dem Weg zum heißen Schokolademachen. Frühmorgens.

Frühmorgens, noch so ein bisschen verkuschelt, wir haben so Decken drum und setzen uns jetzt da so auf diesen Balkon und gucken so auf diesen Sonnenaufgang in den Bergen mit so einem ganz kühlen Wind drumherum, das eigentlich so ein bisschen noch zu kalt ist, aber ist so ganz kuschelig mit den Decken, da sind wir gerade.

[Miriam]

Und da lebst du, ne? Ja, ähnlich, ja. Das sagt einiges aus, warum Stephanie Heinzmann nicht nur so tolle Musik machen kann, sondern mental so unglaublich gesund ist und alle Hürden bewältigt mit Leichtigkeit, die im Weg sind.

[Stefanie]

Da müssen wir einen kurzen Reality-Check machen, dass ich mental so stabil bin, liegt auch an viel Therapie, viel, viel Therapie.

[Miriam]

Also Arbeit, ne? Ja, absolut. Das ist wirklich, ich weiß auch, dass viele, wenn sie sich mit dir auch beschäftigen und auch mit deiner Musik, ist natürlich nicht nur deine Musik, sondern da steckst du ja dahinter.

Deine ganze Persönlichkeit, dein ganzer Werdegang, der ganze Weg eben und da hat man richtig mitgekriegt, wie du dich entwickelt hast, reifer geworden bist, zu dir zurückgekommen bist. Ich will gar nicht sagen so viel weiterentwickelt, sondern es fühlt sich für mich so an, als ob du ganz nah bei dir bist jetzt so.

[Stefanie]

Es fühlt sich auch wirklich genau so an. Ich habe irgendwann mal auch gelesen, dass es eigentlich gar nicht darum geht, sich so weiterzuentwickeln und irgendwas anderes zu werden, sondern eigentlich wirklich auf dem Weg zu sich selbst den ganzen Quatsch loszulassen, der eigentlich nicht zu einem gehört. Weil was wir sind, das ist ja tief drin.

Das müssen wir nicht irgendwo suchen außerhalb, sondern das ist da und ich habe mich einfach sehr früh auf den Weg gemacht, mich nicht damit abzufinden, diese Sätze, ja so bin ich halt. Ich finde, das ist die größte Ausrede auf diesem ganzen Planeten, weil es stimmt einfach nicht. Also was bin ich denn?

Ich bin ein Ergebnis aus Erziehung, aus Erfahrung, aus Traumas, ich bin ein Ergebnis aus Triggers, aus Freundeskreisen, Liebschaften, Beziehungen. Überall auf diesem Weg habe ich Sachen gelernt, mitgenommen und mich da so hinentwickelt. Und es geht ja genau darum, das ganze Zeug wieder loszulassen und zu sagen, wer bin ich denn da drin tatsächlich?

Und die Reise, die wollte ich mir echt geben.

[Miriam]

Hast du dann so Sachen oder hast du dich wiedererkannt? Also auf meiner Reise habe ich auf einmal festgestellt, dass ich Eigenschaften oder Charaktereigenschaften oder auch so Eigenarten nochmal gefunden habe, die mich an mich erinnert haben, als ich richtig jung war, also fast Grundschulzeit oder so. Wie hast du das empfunden?

[Stefanie]

Ja, es ist also für mich zum Beispiel, was mir dazu gerade einfällt, es gibt so eine Sache. Ich war als Kind schon immer mit, also ich war so eine Mischung zwischen Einzelgängerin und mit allen befreundet. Also ich habe nie so zu einer Clique gehört, aber ich hatte es mit allen gut.

Also es war völlig egal, so der Pausenhof mit diesen ganzen Cliquen und ich hatte es da mit allen gut so. Und später dann in meinem Leben war diese Eigenschaft tatsächlich eher, also es hängt nicht so offensichtlich zusammen. Ich bin ein sehr neutraler Mensch, ich werte kaum und in der Öffentlichkeit bin ich plötzlich dann dahingekommen, dass Leute immer eine Meinung von mir haben wollten.

Also wir leben in einer sehr meinungsstarken Welt und du musst ja immer ein Statement abgeben. Immer mehr.

[Miriam]

Zu allem.

[Stefanie]

Also zu allem muss man ein Statement abgeben und ich habe das dann irgendwann wirklich als Schwäche für mich angenommen, dass ich dachte so, ja aber ich habe keine Meinung, ich weiß nicht, was ich dazu sagen soll, weil hier ist jetzt gerade ein Gespräch und es gibt halt einfach zwei Meinungen und ich finde irgendwie haben ja auch beide recht. Also verstehe mich nicht falsch, da gibt es auch tatsächlich Themen, da habe ich eine sehr starke Meinung zu, wenn es um Menschenrecht und also ich finde alles, was gegen den Menschen gerichtet ist, akzeptiere ich nicht, da habe ich eine ganz klare Meinung, aber so alltägliche Themen, wo so viel diskutiert wird, keine Meinung. Und da bin ich wieder zurückgekommen zu, naja, ich bin einfach sehr neutral und ich versuche halt immer, meinen Gegenüber zu verstehen.

Ich versuche immer zu verstehen, woher du kommst, warum du vielleicht etwas ganz anderes siehst als ich.

[Miriam]

Es steckt halt Interesse dahinter. Das muss man wirklich sagen, kenne ich auch, dass man das als Schwäche fast abtut, dass man keine Meinung hat, weil andere sind ja sehr stark in seiner Meinung, das wirkt ja erst mal stark, aber ich finde, die Stärke ist eher im Leisen oder auch mal im Zuhören und ich tue mich auch sehr schwer, direkt was zu sagen, weil ich muss ja auch erst mal nachdenken und oft ist die Antwort so vielschichtig und oft ist ja selbst, wenn jemand Unrecht hat, hat er eine Berechtigung, was Unrecht ist, zu sagen, weil es sich aus seiner Welt vielleicht so zusammensetzt, also das muss man auch mal verstehen. Also das sind Tage, bis ich überhaupt eine Antwort kenne.

[Stefanie]

Ja, oder auch faktisch gibt es einfach Themen, da werde ich nie eine Antwort zu geben können, weil ich bin keine Expertin. Ich habe mich mit dem Thema, es betrifft mich zu wenig, als dass ich dir sagen könnte, wie man jetzt Interviews genau richtig führt oder was weiß ich, also weil du dich doch damit beschäftigst.

[Miriam]

Und oft gibt es gar nicht ein Richtig oder Falsch, das ist der Punkt.

[Stefanie]

Ja, und das ist dann nochmal, das geht ja noch viel weiter, weil oftmals diese Küchentischdiskussion mit diesem, ja, aber ich habe Recht, wo ich denke so, naja, also aus welchem Blickwinkel?

[Miriam]

Es ist viel Ego, wir sind eine sehr Ego-lastige…

[Stefanie]

Und ich meine, da gibt es so eine tolle Geschichte oder so ein Beispiel dazu, ich kann dir jetzt sagen, der Himmel ist pink, ne grün, noch viel absurder, der Himmel ist grün und du sagst, nee, der ist blau. Ich sag so, doch, doch, der ist grün. Du sagst, nein, der ist blau.

Ich so, nee, nee, der ist grün. Und dann wirst du irgendwann wütend. Weil du sagst, sag mal, also, ich meine, guck doch hier raus, der ist doch blau und so kann sich sowas ganz einfach hochschaukeln.

Aber die Tatsache, dass der blau ist, das ist ja völlig wurscht, du musst ja nicht recht haben. Und ob ich jetzt nach Hause gehe und sage, der ist grün, was ändert das denn an der Farbe vom Himmel? Das ist doch völlig Latte.

Das ist richtig. Warum willst du denn so recht haben? Warum?

[Miriam]

Na, Ego. Ja, ist doch völlig egal, es ändert doch nichts dran. Eigentlich müsste man sich viel mehr, also jeder so an seinem Ego arbeiten.

Ich glaube, dass ein Ego viel kaputt macht, also egal, ob auf der Arbeit, im Alltag, mit sich selbst.

[Stefanie]

Also ungeheilte Egos. Ein Ego ist ja auch was Gutes, ein wichtiger Aspekt von einem Menschen. Das ist ein ganz wichtiger Aspekt.

Aber diese ungeheilten, toxischen Egos. Also diese egogetriebenen Aktionen. Genau, wo es einfach nie um die Sache geht.

[Miriam]

Das, oh, könnte ich direkt aufstellen. Man sagt ja immer so, die Schweiz ist neutral. Und du hast ja eben auch gesagt, du bist neutral.

Aber trotzdem bist du schon außergewöhnlich. Also nicht jeder, der aus der Schweiz kommt, ist so wie du.

[Stefanie]

Ja, also ich glaube, die Schweiz, da geht es ja auch nochmal um politische Themen. Und das ist ja auch eine lange Geschichte. Und das Fass mache ich jetzt gar nicht auf, weil ich politisch auch nicht so bewandert bin.

Aber naja, das sei jetzt dahingestellt. Aber ich glaube, ich bin einfach von meiner Struktur heraus und von meinem Wesen einfach ein sehr liebender Mensch. Und ich versuche Menschen einfach, ich kann gar nicht anders, einfach zu sehen.

[Miriam]

Ja, das ist eine große Stärke. Wahrscheinlich je älter du wirst, merkst du, was für eine große Stärke das ist. Und wie vorteilhaft das ist.

[Stefanie]

Ja, und interessanterweise, ich merke auch, wie ich da auch immer mehr loslasse. Auch so zu merken, ja, mein Gott, ich traue dieser Neutralität immer mehr. Und Neutralität ist in meinem Falle wirklich dann auch so eine, ja, es ist alles gut.

Viel Vertrauen, dass Dinge so sind, wie sie sind. Hat das auch was mit Glauben zu tun? Bist du ein gläubiger Mensch?

Also ich bin kein religiöser Mensch, aber ich bin ein sehr, sehr gläubiger Mensch. Und für mich ist das ganz klar, und da fange ich jetzt auch keine Debatte an, Leute. Das ist völlig okay, was ihr da alle darüber denkt.

Ich lasse das alles leben. Aber für mich persönlich gibt es auf jeden Fall noch einiges mehr, als das sichtbar ist. Und das für viele verständlich ist.

Ich zum Beispiel gehöre auch überhaupt nicht zu den Menschen, die jetzt irgendwie was sehen oder so. Aber ich habe ein sehr starkes Gefühl, und dem traue ich einfach. Und das war schwer, dem zu trauen, weil ich auch immer lange dachte, na ja, nur weil du das jetzt fühlst, ist das ja nicht so.

Und mittlerweile weiß ich schon, doch, doch, wenn ich was fühle, ist das für mich auf jeden Fall genauso.

[Miriam]

Ich glaube, wenn jemand so reflektiert ist wie du, dass Fühlen nicht nur Fühlen ist, sondern dass das Fühlen ein paar Stränge hat. Dass das ist einmal... Ein Wahrnehmen.

Wahrnehmen, aber auch Erfahrung. Also das Fühlen ist auch Wissen. Absolut.

Und da trete ich wirklich heute mehr als früher in die Diskussion. Früher konnte man mich sehr schnell einschüchtern. Wenn ich gesagt habe, ich fühle das aber so.

Ja, Fühlen, Fühlen heißt nicht Wissen, Glauben heißt nicht Wissen. Aber bis ich das mal skaliert habe und gemerkt habe, nee, wenn wir zum Beispiel sagen, wir fühlen etwas, dann ist es nicht nur ein dahergezogenes Gefühl.

[Stefanie]

Richtig, absolut.

[Miriam]

Sondern das basiert auf wirklich Erfahrung, Intuition. Absolut. Wissen.

Wissen. Wissen. Wie hast du die letzten Monate...

[Stefanie]

Kann man das hier so einblenden?

[Miriam]

Na klar kann man. Was hättest du gerne eingeblendet? Welches Zeichen?

[Stefanie]

Ja, einfach so ein kurzer Wissen. Und dann kann es wieder gehen.

[Miriam]

Kriegen wir hin, glaube ich. Katha fühlt es auch. Wie hast du die letzten Monate verbracht, denn so ein Album mal eben fertigzustellen, ist ja oft wirklich für eine Künstlerin, für einen Künstler eine Mammutaufgabe.

Das ist ja wie etwas auf die Welt bringen. Das ist ja nicht einfach ein Album, Release, ein paar Singles, sondern das ist ein ganzes Stück. Das ist ein Werkstück.

Erzähl uns bitte von deinem Schaffen.

[Stefanie]

Also, es ist wirklich wahnsinnig spannend, weil letztes Jahr war unser Plan, wir fokussieren uns das ganze Jahr auf dieses Album. Hier kann auch so das ganze Jahr jetzt stehen. Wir machen das jetzt einfach...

Fokus. Fokus. 2024 sollte komplett auf...

So, Fokus. Und dann aber kommt das Leben, weil immer wenn man so Dinge plant, dann sitzt das Leben irgendwo und lacht sich einfach hinten von der Bank. Und dann kam eine Anfrage von Mickie Kecane, also dem Mickies Takeover, einem klassischen Ensemble, und wir hatten da so ein paar Shows geplant.

Das wurden dann aber plötzlich irgendwie über 30 Shows, und wir waren wirklich einfach das ganze Jahr unterwegs. Und ich war so zwischendurch irgendwie, im Walliser-Deutschen würde man jetzt sagen so, hab, chlap, irgendwie...

[Miriam]

Mach doch mal gerne, ich will dich nicht unterbrechen, gerne auch mal einfach einen Satz ganz kurz auf Schweizerdeutsch.

[Stefanie]

Genau, hab, chlap... Ich zeig dir gleich, wie man schreibt. Aber auf jeden Fall war plötzlich das Jahr voll.

Und es war so abgefahren, weil wir haben schon vorher angefangen zu schreiben und ich hatte so ein paar Sessions. Und jetzt ist das krasse, ich bin eigentlich gewohnt für so ein Album um die 50 Sessions zu machen. Also wir schreiben meistens 50 Songs für so ein Album, damit sozusagen man wirklich die Besten rauspicken kann und damit so ein Album stark wird.

Jetzt aber hab ich zum ersten Mal in meinem Leben ein Album geschrieben mit einem wirklichen Konzept. Das heißt, ich hab mich vor zwei Jahren mit einer Freundin hingesetzt, die ist meine Therapeutin, meine Energetikerin, die ist Akupunkteurin, und mit der hab ich diese ganzen Inhalte festgemacht und dieses Album visualisiert. Und dann hab ich...

Also ich hab vielleicht... Wir haben jetzt wie viele Songs auf dem Album? 13 sind auf dem Album.

Und ich glaube, ich hatte 16 Sessions. Also es gab 16 Songs und 13 sind auf dem Album. Und das ist ein Traum.

Das ist ein absoluter Traum, weil das so Sinn macht. Weil plötzlich alles so Sinn ergibt. Diese ganzen Sessions kamen so aus mir heraus und es war so wichtig, diese Themen zu besprechen.

Und wir wussten so genau, wo wir hinwollten. Lustigerweise überhaupt nicht musikalisch. Da hatte ich so lange keinen Plan, wie das klingen soll.

Und dachte, ich lass los und das wird entstehen. Und jetzt hab ich da wirklich ein Album, von dem ich sagen würde... Also wir sind jetzt gerade mitten in der Produktion.

Das ist jetzt alles auch echt so auf schnell jetzt noch. Aber ich hab so viel Vertrauen und es fühlt sich so gut an. Und dieses Album fühlt sich an, als würde mich das komplett in meiner ganzen Fülle widerspiegeln.

[Miriam]

Wow, wie schön. Das war jetzt ein Monolog, ne? Entschuldigung.

Gibt's auch irgendwas auf dem Album, wo du sagst, das wird vielleicht eine Überraschung sein? Oder spielst du mit Sounds? Wie ist das Gefühl von dem Album?

[Stefanie]

Ich wollte ja meinen Plan... Wieder so ein Plan, der überhaupt nicht geklappt hat.

[Miriam]

Nicht geklappt hat?

[Stefanie]

Nicht null geklappt hat. Ich war der festen Überzeugung, ich mach jetzt ein Soul- und Funkalbum. Ich geh wieder zurück zu diesen Wurzeln, weil das ist der Sound, den ich einfach unglaublich liebe.

Und dann hab ich so mit den ersten Sessions angefangen. Und ich war mega happy mit den Inhalten der Songs. Aber überhaupt nicht mit der Mucke.

Und dachte echt so, hä? Das ist irgendwie alles überhaupt nicht... Ah, wie kommt man denn da hin?

Und dann hat sich aber wirklich in diesen Sessions so ganz natürlich so ein Sound entwickelt. Ich würde sagen, es ist auf jeden Fall Popmusik. Aber es gibt so Soul-Einwürfe.

Vielleicht teilweise sogar ein bisschen R'n'B. Es ist sehr modern, würde ich schon sagen. Aber viel auch live eingespielt.

Aber es ist für mich... Also ich finde, mein Sound hat ein Update gekriegt. Und genau so fühle ich mich auch.

Es fühlt sich so an, als hätten mein Sound und ich so ein Update bekommen. Und es ist wirklich... Es gibt ganz leise, ernste Töne.

Und es gibt teilweise sogar fast ein bisschen aggressive Töne. Und das liebe ich. Jede Facette dürfte ihr Plätzchen kriegen.

[Miriam]

Das klingt richtig toll. Ich bin so gespannt. Also es macht richtig Bock.

Es ist ja noch gar nicht fertig. Das heißt, ich kann nicht mal eine Anmoderation. Man hört euch diesen genialen Song an.

Neuer Album von Stephanie Heinzmann.

[Stefanie]

Ich kann ja nichts machen. Aber die erste Single, die ist ja im April. Das ist ja ein April-Baby.

Die erste Single, Power, ist ja sozusagen der Vorbote. Sagt man so.

[Miriam]

Der Vorbote. Die Vorbotin. Die Vorbotin des neuen Albums von Stephanie Heinzmann.

Circles. Richtig.

[Stefanie]

Also der Name steht schon. Der Name steht. Hatten wir auch noch nie, dass ein Name stand, bevor das Album fertig war.

Lieb ich. Ich liebe es, dass alles anders ist. Wirklich.

Ich stehe da so krass drauf, dass nichts so ist wie geplant.

[Miriam]

Na dann moderiere mal deine erste Single an die Vorbotin des neuen Albums Circle von Stephanie Heinzmann. So. What's behind the story?

[Stefanie]

Power ist der Song auf dem Album, der mich jetzt gerade am meisten widerspiegelt. Das ist da, wo ich mich gerade fühle, wo ich bin. Und ich bin wirklich der Überzeugung, dass wir alle diese Kraft in uns tragen.

Und auch bei manchen Leuten ist diese ganz klein und fein und leise. Und bei manchen Leuten eben ein bisschen lauter. Aber es geht auch da nicht um den Vergleich.

Es geht darum, dass wir Menschen die Verantwortung haben, diesen kleinen Impulsen im Alltag zu folgen. Was mache ich denn gern? Was macht mich denn da im Alltag glücklich?

Ist es Häkeln? Ist es Mathe? Ist es Ordnung schaffen?

Was sind es? Was sind es für Dinge? Und ich bin der Überzeugung, dass wenn wir diesem Weg folgen, so gut es geht, manche Leute...

Also das Leben kommt halt immer noch mit rein. Aber so gut es eben geht, dass da das Zusammenleben und das Zusammenarbeiten richtig Sinn ergibt. Dass da Leichtigkeit kommen kann.

[Miriam]

Als du das eben so erzählt hast, ist mir ins Bewusstsein gekommen, dass je älter man wird, ich das so bemerke bei vielen, dass das verloren geht. Auf so zu hören, was einem eigentlich gut gefällt. Man ist so gewöhnt vom Leben.

Viele müssen sich so durchkämpfen. Voll. Und im Lebenskampf, im Alltagskampf mit Schicksalsschlägen, mit Vergangenheit, die Ketten, mit Traumata, mit allem, was man sich so mitschleppen muss als Buckel.

[Stefanie]

Der Rucksack ist so groß.

[Miriam]

Und dass man da gar nicht mehr darauf hört. Ich glaube, das ist schon bei jedem noch da, dass man weiß, das würde ich gerne mal machen oder das würde ich gerne mal machen oder da würde ich gerne mal hin. Aber man lässt sich dann, weißt du, manche, die vielleicht nicht so ein großes Ego haben, lassen sich von den ganzen Einflüssen vom Leben so beeindrucken, dass man zu sich gar nicht mehr kommt, laut zu sein, zu sich zu stehen und zu sagen, nee, aber den Töpferkurs oder keine Ahnung.

Ja, genau, richtig. Das mache ich, das gönne ich mir einfach Freitags Nachmittag.

[Stefanie]

Ja, genau. Und das sind wirklich diese kleinen Dinge. Ich glaube, das ist manchmal so schwierig, dass diese Utopie dieses Glücks, ich meine dieses Wort Glück, das ist diese Suche nach diesem unbekannten großen Wort und so für sich zu realisieren, dass Glück nichts anderes ist als auch Wut und Freude und Trauer.

Und das können so ganz kurze Momente des Glücks sein. Also ich hole mir ein Eis und bin super glücklich, dass es meine Lieblingssorte gab und gehe einen Schritt nach draußen und die Kugel fällt mir auf den Boden und das Glück ist dahin. Ist Glück vielleicht auch was verwandeln zu können?

Genau, also ich glaube, Glück ist einfach, das sind diese kleinen Momente der Freude. Für mich geht es eher um diese Suche nach einer Zufriedenheit und zu sagen, ich gebe mein Bestes. Die Umstände sind, wie sie sind.

Und du hast es gerade so schön gesagt. Es gibt Leute, die haben so wenig Spielraum, weil so viele Verantwortung da sind. Aber da wirklich die Augen aufzumachen und zu probieren, wo gibt es denn etwas, wo mein Herz vielleicht so einen Kleinhopser macht, dass ich sage, wenn ich male, macht mich das einfach glücklich.

Wenn ich meinen Kleiderschrank sortieren kann nach Farbe, das reicht mir schon. Also es sind so kleine, kleine Sachen. Wenn ich an meinem Arbeitsplatz einfach drei Pflanzen hinstellen kann, damit es ein bisschen schöner ist, dann ist das schon so viel wert.

Und ich glaube, da liegt manchmal so dieses Frustrierende, dass man denkt, das reicht doch nicht. Aber in diesen kleinen Dingen, und ich bin da so fest der Überzeugung, diese kleinen Aufmerksamkeiten, da liegt ganz viel Glück.

[Miriam]

Bin voll deiner Meinung. Das ist megaschön. Und oft sind auch die, die wirklich sagen, das reicht doch nicht oder sagen, diesen Berg vor sich sehen, an Problemen, Herausforderungen, Anforderungen auch, dass gerade die gar nicht sehen, dass was Kleines schon ein Schritt ins Machen ist.

[Stefanie]

Ja, richtig.

[Miriam]

Das hilft schon, wenn man sich so ein bisschen, weißt du, so move your ass and your mind will follow.

[Stefanie]

Mach erst mal ein Schrittchen. Und da ist das Krasse, finde ich, am Leben, und das ist ja auch nur so auf Erfahrungswerten basierend, bei mir jetzt persönlich, ist, dass manchmal fühle ich so, dass es stagniert, nichts geht weiter. Vorne nicht, hinten nicht.

Es ist so, ich habe keine Ahnung, wie ich was ändern kann. Und dann ändere ich wirklich so eine Minisache. Also nehmen wir jetzt wirklich so ein Beispiel an, ich packe einfach drei Pflanzen hin, weil ich weiß, das tut mir gut.

Und dann geht irgendwo, und das ist so krass, man sieht es nicht kommen, irgendwo eine Tür auf. Und das Leben sagt so, ah, du hast was getan? Komm, hier, guck mal, hier lang.

Und das ist ja so krass. Und deswegen ist es ja auch so schwer, was zu ändern, weil man diese Türen vorher nicht sieht. Man wusste nicht mal davon, dass es die gibt, aber man muss den Mut haben, Entschuldigung, muss ist immer ein ganz dummes Wort.

Ich finde, man darf den Mut haben, kleine Schritte zu gehen, weil das Leben hat echt krasse Überraschungen für uns parat. Wirklich krass.

[Miriam]

Du hast, ich habe auch etwas von dir gehört, was du vorher, glaube ich, ich weiß nicht, noch nie gemacht hast, nämlich mit dem Orchester, richtig mit dem Orchester gespielt. Oh, das war so schön. Ich habe das durchgeguckt, und sehe dich da mit dem fetten Orchester stehen, mit deiner Stimme, Stefanie Heinzmann-Stimme, dafür musst du ja, also ich glaube, die ist dir wirklich geschenkt.

Absolut, das ist ein absolutes Geschenk. Man hört immer, wenn die Stimmen, also wenn man sich das auch erarbeitet hat und so weiter, man kann ja auch eine Stimme bilden und erarbeiten, oder wenn die wirklich Gott gegeben ist. Und bei dir ist wirklich, also ich glaube nicht, dass du für deine Stimme viel machen musst.

[Stefanie]

Du fängst einfach an zu singen. Nein, das ist wirklich ein Geschenk, und das nehme ich auch sehr dankbar entgegen.

[Miriam]

Du fängst einfach an, weißt du, du könntest jetzt hier, weiß ich nicht, singen, irgendwas, erfundener Text, der Tag ist schön, keine Ahnung, alle meine Entchen. Und man wird denken so, krass, wow, bitte, der Raum ist voll.

[Stefanie]

Dankeschön.

[Miriam]

Full of love, full of alles. Danke. Und dann hört man dich, das Orchester sieht dich, wie du da singst, und ist erst mal so, huh.

Da wollte ich unbedingt dich fragen, wie das dazu kam, und erzähl mal.

[Stefanie]

Es war ganz zauberhaft, und für mich auch eine ganz tolle Facette, neue Facette auch in meinem Leben. Micky Kecane hat mich angefragt, das ist der Gründer von dem Micky's Takeover Ensemble, und das ist aber ein kleines Kammerorchester, also die sind zu sechst, und er hat dann wirklich Songs von mir genommen, und die klassisch orangiert. Und damit sind wir auf Tour gegangen letztes Jahr, und das war eine ganz neue Erfahrung für mich, weil ich so leise singen sollte.

War ja ein Grund, warum das Jahr dann voll war schon, ne? Richtig, genau, das war genau einer der Gründe, warum das Jahr so voll war, aber zum Glück, weil das habe ich auch überhaupt nicht kommen sehen, dass mir das so viel Spaß bereitet. Ich musste meine komplette Gesangstechnik nochmal über den Haufen werfen, und wirklich gucken, ich kann jetzt dieses Ensemble ja nicht zuschreien, zwei Stunden lang, und musste mich meiner Kopfstimme widmen, die ich gehasst habe.

Und das war so spannend, ich habe noch nie in meinem Leben so leise gesungen, und das war, ich habe das so krass... Also Kopfstimme, vielleicht so ein bisschen erklären, Kopfstimme ist so diese zarte Stimme. Genau, die ganz feine Stimme, auch mit viel Luft, und das wirklich leise, ganz leise, und so leise habe ich noch nie in meinem ganzen Leben gesungen auf einer Bühne.

Und ich habe das krass lieben gelernt, und dadurch, dass ich das machen durfte, sind dann verschiedene Orchester auf mich zugekommen, und haben sozusagen dieses Programm, diese Arrangements dann übernommen, und deswegen durfte ich dann auch ein paar Shows wirklich mit dem ganz großen Orchester spielen, und einfach diese Erfahrung machen zu dürfen, auch diese klassischen Häuser zu spielen, boah, das ist einfach magisch, ne?

Als Theater. Ja, also auch wirklich eine Philharmonie, ich habe zwei Shows in der Elbphilharmonie gespielt, das ist ein Traum, der in Erfüllung gegangen ist, dieser Raum ist magisch, so die Akustik da drin, man steht da in der Mitte, 360 Grad drumherum sind Menschen, das ist ein Gebäude, das ist, keine Ahnung, fünf Stockwerke hoch, oder was, weiß ich, wie hoch das ist, und dieser Sound, ja, unverstärkt, also ich habe ja keine, ich habe ja sonst immer diese Knöpfe im Ohr, damit ich alles, also die In-Ears nennt man das, dass ich alles einfach verstärkt nochmal im Ohr habe, das hatte ich alles nicht, das heißt, ich nehme einfach diesen Raum wahr, wie er ist, die Instrumente, also habe ich eigentlich keine Worte dafür, es ist zauberhaft.

[Miriam]

Das Erleben, das ist Wahnsinn, und das ist bestimmt auch ins Album eingeflossen, diese Kraft oder von deinem Erlebnis. Auf jeden Fall. Bestimmt anders das Album ohne das Erlebnis.

[Stefanie]

Genau, also gerade stimmlich auch, also gerade einfach diese feine Facette hätte ich vorher wirklich, also so ungern, diese Kopfstimme, wirklich nur wenn ich muss.

[Miriam]

Deine Eltern, waren die da am Start, wie ist das, Familie Dings, wenn du sowas machst, dann hat man ja, ich meine, man ist von dir gewohnt, du gehst auf To, du machst Alben, das ist ja schon zur Normalität geworden, das gehört zu dir dazu, aber wenn sowas ist, wie ist denn das dann, sind dann, ist dann die Familie am Start, will die dann auch gucken, wie ist das denn? Also meine Eltern sind,

[Stefanie]

die sind mir wahnsinnig nah, und ich liebe diese beiden Menschen so von ganzem Herzen, also ich, da habe ich wirklich kaum Worte für, und die sind richtig stolz, das merke ich, und das tut mir wahnsinnig gut, das ist schön, das zu fühlen, und die verfolgen alles, was ich mache, und das ist wirklich einfach zuckersüß, und wenn die können, kommen die auch zu Shows, die Elfi war so ein bisschen weit weg, und das ist dann für mich auch okay, die müssen nicht immer dabei sein, aber gerade wenn ich in der Schweiz spiele, also in der Schweiz nehmen die echt so gut wie jede Show mit, die sie können, und das ist dann schon toll, so zu sehen, wenn da so Menschen sind, die einen gezeugt haben, die dann wirklich so wahrhaftig stolz sind, und die sich freuen über das, was ich tue, aber, und das finde ich wirklich lustig, ich könnte heute anrufen und sagen, ich schmeiße das alles hin, ich kann nicht mehr, ich werde jetzt Tischlerin, und die würden sagen, das ist doch toll, wo machst du denn die Ausbildung?

Also das ist für die, denen ist mein Glück und meine Zufriedenheit, meine Gesundheit immer an erster Stelle.

[Miriam]

Gibt es irgendwie was, was nur deine Eltern dir mitgeben können, also, keine Ahnung, an Weisheit oder am Gefühl, fällt dir da irgendwas ein, wo du sagst, ach ja, klar, oh Gott, wenn meine Eltern mal nicht mehr sind, das ist, das wird der Horror für mich, das nicht mehr erleben zu können.

[Stefanie]

Ja, also meine Eltern als Menschen tatsächlich, die Energie und den Vibe, den meine Eltern versprühen, das ist so zauberhaft, die sind seit über 50 Jahren verheiratet, die haben zusammengearbeitet, die hatten ein Restaurant gemeinsam, das 365 Tage im Jahr offen hatte, die hatten keine Zeit für irgendeinen Ansatz von Leben. War das, als du klein warst? Genau, hatten zwei Kinder und haben das als Team einfach durchgezogen.

Meine Eltern sind in der Zeit aufgewachsen, in einem Teil von der Schweiz, da gab es kein fließendes Wasser, da gab es keinen Strom, mein Papa hatte 13 Geschwister, der musste mit 9 Jahren anfangen zu arbeiten, nee, der musste eigentlich noch viel früher anfangen zu arbeiten, aber aus seinem 9. Lebensjahr kenne ich so eine krasse Geschichte, aber die sind eigentlich in so einem 3. Weltland aufgewachsen, das kann man sich überhaupt nicht vorstellen, das sind meine Eltern, es ist nicht so, dass ich von meinen Ur-Ur-Großeltern spreche.

Und die haben es geschafft, zu so offenen, flexiblen, freundlichen Menschen zu werden und liebevollen Menschen zu werden. Also auch da wieder, wenn ich die heute anrufen würde und sagen würde, Leute, könnt ihr es irgendwie hinkriegen, in 5 Stunden bitte in Mannheim zu sein, die wären in 5 Stunden in Mannheim. Und die würden nicht mal fragen, warum.

Und das ist echt so bedingungslos. Also deswegen, daran will ich überhaupt nicht denken, wenn es die nicht mehr gibt, weil ich einfach jede Sekunde genieße, indem es die gibt und ich einfach so dankbar bin, dass das Leben mir diese Eltern geschenkt hat.

[Miriam]

Oft hört man es umgekehrt. Ich weiß, dass Menschen wie wir, vielleicht verstehen wir es deswegen auch, weil Menschen verstehen es, weil wir diese Liebe familiär einfach mitbekommen haben. Vielen geht das nicht so und die haben nochmal ein schwereres Päckchen.

Absolut. Wir sind so in unserer Selbstoptimierung und ankommen, aber da sind Leute, wenn das von zu Hause aus nicht so ist, die haben richtig Arbeit, um das so aufzuwiegeln. Und deswegen toll.

Also Hut ab von deinen Eltern auch, was sie erreicht haben und gemacht haben draus.

[Stefanie]

Ich glaube auch gerade allen Menschen, die kein Backup von der Familie haben und einfach nicht diesen Halt haben oder noch schlimmer wirklich auch Gewalt zu Hause erlebt haben, die einfach nur weg wollen von zu Hause oder auch emotional gebunden sind an die Familie, sich verantwortlich führen dafür, diese Familie zu heilen, das sind wirklich Menschen, denen wünsche ich so von ganzem Herzen so ein Quäntchen Offenheit, ihre eigenen Familien zu gründen.

Ob das Freunde sind, ob das PartnerInnen sind, das ist dann völlig egal. Also wirklich dieses eine Quäntchen an einer offenen Tür im Herzen, das gute

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Über diesen Podcast

Das ist der Podcast zu Music Made in Germany - Die Radioshow. In den Folgen hört ihr das komplette Interview mit den Stars aus der deutschen Musikszene!

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